Eine traditionelles Handwerk im Schwarzwald - der Strohschuhmacher
Draußen ist es unlustig. Es regner und schneit Nebel hängt wie ein dicker Vorhang um die Häuser des Dorfes. Einsam sind die Straßen und verödet die Fluren. Der geschäftige Fleis der Bauersleute hat sich in die geschützten Räume der Gehöfte zurückgezogen. Geborgen in der geräumigen Stube, in der Wärme des Kachelofens, werden jetzt Arbeiten verrichtet, zu denen der Bauer im Sommer keine Muße hat. Der Flickkorb wird wieder einmal gründlich leer gemacht, das Spinnrad hervorgeholt, um selbsterzeugte Wolle zum Stricken zu spinnen. Der Bauer putzt Weiden, macht Besen aus Birkenreis.
In mancher Bauernstube werden jetzt auch Strohschuhe hergestellt, die von der ganzen Familie als billige und warme Fußbekleidung im Haus getragen werden.Das ist eine Arbeit für den Großvater. Winter für Winter macht er sich daran, schon viele Jahr her. Ist der Hausbedarf gedeckt, so wird auf Vorrat gearbeitet, denn Strohschuhe werden gerne gekauft. Strohschuhmachen ist trauliche Heimarbeit. Es ist kein schwer zu erlernendes Handwerk, das eine vorgeschriebene Lehre mit Prüfung und Zeugnis erfordert. Es liegt dem praktischen Sinn der Bauersleute, genügsam jeden heimischen Rohstoff vielseitig zu nutzen und jeden Abfall neu zu verwerten. Und ist nicht jeder rechte Bauersmann ein geborener Handwerker ? Wie wohl das tut, wenn am Abend die schweren Stiefel oder die nassen Schuhe unter den Ofen geschoben werden können und der müde Fuss im weichen Stroh sich bergen darf ! Schon das allein ist Ausruhen und Erholung !Zur Gemütlichkeit in der Bauernstube und zum geruhsamen Feierabend gehören Strohschuhe, die tagsüber unter dem Kachelofen warten, bis man ihrer Wärme verlangt. Strohschuhe stehen jedem an. Sie verunzieren keinen Fuss, auch wenn er sonst feineres Schuhwerk gewöhnt ist. Wer einmal Strohschuhe in den kalten Wintermonaten getragen hat, der möchte nicht mehr darauf verzichten. Bis heute wärmt kein moderner Hausschuh so schnell und gesund wie ein Strohschuh. Überzeugen Sie sich selbst ...
Die Strohschuhherstellung
Strohschuhe werden bei uns im Schwarzwald seit Jahrzehnten von den Bauersfrauen in mühevoller Handarbeit hergestellt. Die Herstellung von Strohschuhen dauert insgesamt ca. 4 Stunden.
Folgende Materialien sind für die Herstellung von Strohschuhen erforderlich:
- Stroh
- starkes Garn
- warmer Stoff
- dünner farbiger Stoff
- Stück Gummi oder Leder
- Holzleist
- Nadel, Zange
Der Strohschuh besteht aus geflochtenem Roggen- oder Maisstroh. Damit das Stroh aber überhaupt geflochten werden kann, wird es zunächst für mehrere Stunden im Wasser eingeweicht. Somit wird das Stroh weich und geschmeidig. Das weiche Stroh wird dann geflochten, wobei für ein Paar Strohschuhe ca. 2 Meter geflochtenes Stroh benötigt werden. Um die Form eines Strohschuhes zu erhalten, wird ein sogenannter Holzleist verwendet. Von der Größe des Holzleistes ist die spätere Größe des Strohschuhes abhängig. Damit der Strohschuh warm gibt, wird der Holzleist mit Ausnahme des oberen Teils, mit warmen Stoff umlegt. Der warme Stoff bildet sozusagen die Ausfütterung des Strohschuhes. Hierbei wird darauf geachtet, dass der Stoff möglichst dick und kuschelig ist, denn desto wärmer ist der spätere Strohschuh.
Das geflochtene Stroh wird dann auf den warmen Stoff mit starkem Garn um den Holzleist genäht. Nur die obere Fläche des Holzleistes wird nicht mit dem geflochtenen Stroh umnäht, da dies der der Einschlupf in den Strohschuh gibt. Beim Nähen wird extra darauf geachtet, dass das Strohgeflecht sehr gut vernäht wird, denn das bewirkt eine sehr hohe Stabilität des Strohschuhes. Der Holzleist wird dann herausgezogen. Um den Rand des Einschlupfes wird dann ein Rand mit dünnem farbigen Stoff genäht, der sogenannte Einband. Es wird hierbei darauf geachtet, dass ein Stoff mit einer tollen Farbe oder einem tollen Muster verwendet wird, denn dann kommt der Strohschuh erst richtig zur Geltung.
Zuguterletzt wird dann auf die Sohle des Strohschuhes ein Stück Gummi oder Leder von außen aufgenäht. Der Gummi bzw. das Leder werden dabei möglichst weit nach oben gezogen, damit später kein Wasser eindringen kann. Somit kann man den Strohschuh sowohl drinnen als auch draußen tragen. Auf Wunsch wird speziell für Narrenzünfte auch seit wenigen Jahren zur Besohlung der Strohschuhe eine richtige Gummilaufsohle mit Absatz verwendet. Zum Schluss wird dann noch ein farbiger Bommel auf die Strohschuhe genäht. Jetzt sind die Strohschuhe fertig und der nächste kalte und eisige Winter kann kommen!